Kein AI Act ohne Regulierung von KI-Basismodellen! Blogpost d-64.org

Fundamentalopposition: Bundesregierung will AI Act schwächen

Zweieinhalb Jahre ist es her, dass die Europäische Kommission den ersten Entwurf für den sogenannten AI Act (zu Deutsch: KI-Verordnung) vorgestellt hat. Seitdem ist in der Technologiewelt viel passiert – und der AI Act ist von einem von vielen Brüsseler Digitalvorhaben zum Fokus einer breiten Öffentlichkeit geworden. Nun kommen die Verhandlungen jedoch auf der Zielgeraden ins Straucheln. Der Grund: Die Verwässerung wesentlicher Regelungen bis zur Unkenntlichkeit, vorangetrieben unter anderem durch die Bundesregierung.

Denn gemeinsam mit Frankreich und Italien stellt sich Deutschland aktuell quer, wenn es um die Frage geht, wie sogenannte KI-Basismodelle – auch Foundation Models genannt – reguliert werden sollen. Dabei handelt es sich um die Technologien, die hinter Anwendungen wie bspw. ChatGPT steht. Entwickelt werden sie vor allem von Tech-Riesen wie Microsoft und Google sowie von aufstrebenden Unternehmen wie OpenAI, die sich gegen Regeln für KI-Basismodelle einsetzen. Doch auch in Deutschland und Frankreich gibt es zwei Unternehmen, Aleph Alpha und Mistral, die in dieser Liga mitspielen möchten. Deren Lobbyarbeit hat dazu geführt, dass Deutschland, Frankreich und Italien verbindliche Regeln für solche Modelle im AI Act vehement ablehnen – und stattdessen etwas fordern, was sie „verpflichtende Selbstregulierung“ nennen.

Risiken bei Basismodellen

Doch von vorne: Wieso braucht es überhaupt Regeln für Basismodelle? Bei Basismodellen handelt es sich um sehr große KI-Modelle, die in einem ersten Schritt unter enormem Ressourcenaufwand und mit großen Datenmengen entwickelt und für ein weites Spektrum verschiedener Zwecke genutzt werden können. In einem zweiten Schritt können diese für bestimmte Zwecke angepasst und in Anwendungen integriert werden – etwa als Grundlage für einen Chatbot bei einem Finanzdienstleister, um Softwarecode zu schreiben oder um Lebensläufe zu analysieren. Sie können somit das Fundament für ganz verschiedene KI-Anwendungen stellen.

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Sharepic von D64. Es trägt die Aufschrift "D64 macht HumHub besser. Aktuelle Entwicklungen und Einladung zum Austausch."

Digitales Vereinsheim: Aktuelle Entwicklungen bei HumHub und Einladung zu Austausch-Treffen

Seit der Förderung durch das Programm 100xdigital der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt arbeitet D64 kontinuierlich an der Verbesserung der Software HumHub. Mit einem Projektbudget von 7.000 € haben wir es uns zum Ziel gesetzt, bis Ende des Jahres wichtige Verbesserungen an dieser Social-Network-Software vorzunehmen. Ein Ansatz, der nicht nur D64, sondern auch anderen mitgliederorientierten Organisationen zugutekommen wird. Weiterlesen

Sharepic von D64. Auf blauem Hintergrund steht "D64 verifiziert Mitglieger auf Bluesky und Mastodon. d-64.org" Daneben steht die Illustration eines Verifizierungs-Häkchens.

Proof-of-Concept: D64 verifiziert Mitglieder auf Bluesky und Mastodon

Die Verifizierung von Inhalten und Personen in sozialen Netzwerken spielt eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung von Desinformation und Fake News. Mitglieder großer Organisationen mit Einfluss auf den öffentlichen Diskurs, wie Zeitungen, Parlamentsfraktionen oder Ministerien, haben ein erhebliches Interesse daran, die Echtheit ihrer Profile in sozialen Medien zu bestätigen. Diese Authentizität ist entscheidend, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Glaubwürdigkeit von Inhalten und Mitwirkenden aufrechtzuerhalten. Ein Anhaltspunkt für die Bedeutung solcher Verifikationsmechanismen ist die Debatte um den „blauen Haken“ bei X (ehemals Twitter). Weiterlesen

Vorstandsbild von D64. Vor herbstlichem Hintergrund zeigt es Yannick Müller, Ralf Jäger, Philipp Marten, Monika Ilves, Anna Lob, Erik Tuchtfeld, Bendix Sältz, Svea Windwehr und Lena M. Stork.

Digitalverein D64 wählt Svea Windwehr zur neuen Co-Vorsitzenden

Berlin, 06.11.2023: Am 28. Oktober 2023 wählten die Mitglieder des progressiven, digitalpolitischen Vereins D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt e. V. auf einer Mitgliederversammlung in Steinbach (Taunus) die Politikwissenschaftlerin Svea Windwehr zur neuen D64 Co-Vorsitzenden. Svea Windwehr folgt auf Anne Schwarz, die aus persönlichen Gründen zurücktrat. Neu im Vorstand ist zudem Yannick Müller, der auf Verena Holtz als Beisitzer nachfolgt.

Erik Tuchtfeld, Co-Vorsitzender von D64, betont: „Mit Svea Windwehr gewinnt der Verein eine Expertin für Digitalpolitik mit Erfahrung aus Zivilgesellschaft, Verwaltung und Wirtschaft. Gemeinsam werden wir als Co-Vorsitzende mit unseren 800 Mitglieder die digitale Transformation progressiv gestalten und die Professionalisierung des Vereins weiter vorantreiben.“ Weiterlesen

Gruppenfoto der Teilnehmer:innen auf der Superklausur. Bild: D64/Johann Lensing

Klassenfahrt in den Taunus

Vom 27. bis 29. Oktober 2023 trafen sich über 60 Mitglieder von D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt e.V. zur Superklausur, der jährlichen Mitgliederversammlung und Klausurtagung des Vereins. Diese findet immer abwechselnd im Raum Berlin und an einem anderen Ort in Deutschland statt. Der diesjährige Veranstaltungsort war Steinbach im Taunus. Das Programm des Treffens war wie in den Vorjahren ambitioniert: Neben einem Barcamp stand die jährliche Mitgliederversammlung auf dem Programm, bei der unter anderem der Vorstand zum Teil neu gewählt und wichtige Richtungsentscheidungen getroffen wurden. Ergänzt wurde das Programm durch Netzwerk- und Regionalisierungstreffen, Bildungsaktivitäten und Onboarding-Veranstaltungen für neue Mitglieder. Ein weiteres Highlight war das World Café zu progressiver Digitalpolitik am ersten Abend, an dem auch Sabine Grützmacher, MdB (Bündnis 90/Die Grünen) und Bijan Kaffenberger, MdL (SPD) teilnahmen.
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d-64.org NGO-Finanzierung: Überlegungen & Einblicke Blogpost

Zur Finanzierung von Nonprofit-Organisationen: Überlegungen und Erfahrungen von D64

Ob Kürzungen bei der politischen Bildung im geplanten Haushalt, Streichungen bei digitalen Projekten wie Firewall oder Hateaid oder der Rückzug der Open Society Foundation aus Westeuropa: Die aktuellen Entwicklungen zeigen einmal mehr, dass Nonprofit-Organisationen ihre Finanzierung diversifizieren müssen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Als Verein, der sich in einer Phase der Professionalisierung und Neuorientierung befindet, beschäftigen wir uns derzeit intensiv mit diesem Thema. Mit diesem Blogbeitrag möchten wir unsere Gedanken mit der Community teilen, unseren Mitgliedern unser Vorgehen transparent machen und (möglichen) Unterstützer:innen einen Einblick in unsere Pläne geben.

Unser Ziel ist eine Mischfinanzierung aus Mitgliedsbeiträgen, Struktur- und Projektförderung von Stiftungen und staatlichen Stellen sowie Spenden, um unsere 2022 eingerichtete Geschäftsstelle erhalten und ausbauen zu können. Was die Vor- und Nachteile der einzelnen Finanzierungsarten sind und wie wir zu ihnen stehen, haben wir unten genauer aufgeschrieben.

Direkt zum Onepager Finanzierung 2024

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Zivilgesellschaft fordert von EU Grenzen für Überwachungs-Technologien im AI Act Offener Brief 20. September 2023

Offener Brief zum AI Act: EU policymakers, regulate police technology!

Gemeinsam mit 120 zivilgesellschaftlichen Organisationen und Expert:innen fordert D64 einen menschenrechtsbasierten Ansatz für KI in der Strafverfolgung.

Wir fordern dabei insbesondere die Bundesregierung fordern sie auf, sich dafür einzusetzen, dass im AI Act, dem Einsatz von Überwachungstechnologien im Zusammenhang mit Strafverfolgung, Sicherheit und Migrationskontrolle klare Grenzen gesetzt werden.

Zum offenen Brief (Englisch) Weiterlesen

Transparenz: Aktivitäten zur Chatkontrolle Der Fokus von D64: Ministerien & MdB, Koordinierte Aktionen, Pressearbeit

D64-Transparenzbericht zur Chatkontrolle

Die Chatkontrolle ist vorerst vom Tisch. Ein großer Erfolg für die digitale Zivilgesellschaft – und damit auch für D64! Gemeinsam haben wir geschafft, dass die Bundesregierung nicht anders konnte, als sich für eine Verschiebung der Abstimmung einzusetzen. Das Thema hat uns sehr beschäftigt und wir bleiben dabei: Wir hätten die Zeit und das Geld lieber in das Finden echter Lösungen für den digitalen Kinderschutz investiert. Für unsere Mitglieder haben wir einen Transparenzbericht über die Aktivitäten von D64 erstellt. Um der interessierten Öffentlichkeit einen Einblick in unsere Arbeit zu geben, veröffentlichen wir ihn hier.

Advocacy:

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"Die Verschiebung der Abstimmung im Rat zeigt: Es gibt keine Mehrheit für die Chatkontrolle. Das ist ein Erfolg von D64 und der digitalen Zivilgesellschaft." Erik Tuchtfeld, Co-Vorsitzender

D64 zur Verschiebung der Abstimmung über die Chatkontrolle: Erfolg der digitalen Zivilgesellschaft

Berlin, 19. September 2023: Wie heise.de zuerst berichtete, hat der EU-Rat nach Widerstand aus Deutschland die Abstimmung über die Chatkontrolle vertagt. Demnach wurde das Thema von der Sitzung der Ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten (Coreper) am Mittwoch, 20. September, abgesetzt. Bei der Sitzung sollte eine Abstimmung zu der Chatkontrolle auf dem Treffen der Justiz- und Innenminister am 28. September in Brüssel vorbereitet werden.

Dazu kommentiert Erik Tuchtfeld, Co-Vorsitzender von D64:

Die Verschiebung der Abstimmung im Rat zeigt: Es gibt keine Mehrheit für die Chatkontrolle. Das ist ein Erfolg von D64 und der digitalen Zivilgesellschaft. Gemeinsam haben wir öffentlich und in direkten Gesprächen mit Ministerien immer wieder klargemacht, dass das Vorhaben technisch unmöglich und rechtlich unhaltbar ist.

Wir werden alles dafür geben, dass die Chatkontrolle Geschichte wird und wir endlich echte Lösungen im Kampf gegen die Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen an Kindern finden können. Die Bundesregierung und die Europäische Kommission sollten ihre finanziellen und zeitlichen Ressourcen ebenfalls für Maßnahmen verwenden, die nicht innerhalb kürzester Zeit von Gerichten gestoppt werden.

Porträtfoto von Erik Tuchtfeld, Foto: D64/Fionn Große, Bildunterschrift: Erik Tuchtfeld, Co-Vorsitzender von D64. Lizenz: Alle Bilder unter CC BY-SA 3.0

Berichterstattung von heise.de: https://www.heise.de/news/Widerstand-aus-Deutschland-Abstimmung-im-EU-Rat-zur-Chatkontrolle-geplatzt-9310335.html
Weiteres Material zu D64 zur Chatkontrolle finden Sie unter: https://d-64.org/tag/chatkontrolle/

D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt e. V. setzt sich in Deutschland und Europa für eine Digitalpolitik ein, in der die Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität verwirklicht werden. Mit 800 Mitgliedern gehört D64 zu den größten digitalpolitischen Vereinen in der DACH-Region.

Lösungen für mehr Kinderschutz im Internet Grundrechte bleiben gewahrt: Meldemöglichkeiten, Verdeckte Ermittler:innen, Aufklärungskampagnen, Kindgerechte Gestaltung, Login-Falle

Grundrechtskonforme Lösungen für mehr Kinderschutz im Internet

D64 ist es ein Anliegen, den bestmöglichen Kinderschutz zu ermöglichen. Datenschutz und Kinderschutz sind für uns keine Gegensätze, im Gegenteil, denn auch Kinder und insbesondere Jugendliche haben ein Recht auf Privatsphäre. Wirksamer Kinderschutz kann in einem Rechtsstaat nur im Einklang mit allen Grundrechten erfolgen – ist dies nicht der Fall, werden Gesetze von Gerichten für nichtig erklärt und es wird unnötig viel Zeit und Energie vergeudet, in der man Kinder vor Übergriffen hätte schützen können.

Das war bei der Vorratsdatenspeicherung so und wird bei der Chatkontrolle nicht anders sein. Denn das Briefgeheimnis gilt auch im digitalen Raum.

Es besteht – mit Ausnahme der Europäischen Kommission – absolute Einigkeit darüber, dass die Aufdeckungsanordnungen nicht mit der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs vereinbar sind, so sehen das zum Beispiel die ehemalige deutsche EuGH-Richterin Ninon Colneric, der Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, der Europäische Datenschutzausschuss sowie die Wissenschaftliche/Juristische Dienste des Bundestages, des EU-Parlaments und des Rates.

Deshalb ist es uns wichtig, über Alternativen zu sprechen, die einen effektiven und grundrechtskonformen Kinderschutz ermöglichen:

  1. Hilfe muss dort sein, wo Menschen Hilfe brauchen. Deshalb muss es in den Apps und Plattformen eine einfache und kindgerechte Möglichkeit geben, sich an Beratungsstellen und/oder die Polizei zu wenden.
  2. „Scheinkinder“, also verdeckte Ermittler:innen, die sich als Kinder ausgeben und als „Honeypots“ auf Plattformen darauf warten, von Erwachsenen angesprochen zu werden, können wichtige Ermittlungsarbeit leisten.
  3. Aufklärungskampagnen durch Plattformen und Onlinespiele, z. B. durch sogenannte Splash Screens vor dem Start oder Tutorials, die nicht nur das Spielprinzip, sondern auch den Schutz der Spielenden in den Mittelpunkt stellen.
  4. Kindgerechte Gestaltung von Apps, z. B. durch Voreinstellungen für bestimmte Altersstufen, die von den Eltern gesetzt werden können, um z. B. die Chatfunktion zu deaktivieren oder auf bekannte Kontakte zu beschränken.
  5. Ausbau von Initiativen wie „Kein Täter werden“, die verhindern, dass Pädophile zu Tätern werden.
  6. Login-Falle als eine Alternative zur anlasslosen Vorratsdatenspeicherung von IP-Adressen.

Der Beitrag basiert auf einem Input, den D64 bei einem parlamentarischen Frühstück zum Thema „Kinderschutz im Internet“ im Juni 2023 gegeben hat.