Energieeffizient in die Zukunft? Blogbeitrag. d-64.org. Im Hintergrund ein Gruppenfoto von D64-Mitgliedern bei der Konferenz "nachhaltigkeit by design"

Energieeffizient in die Zukunft? Nur mit Nachhaltigkeit by Design!

Nachhaltigkeit durch Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Digitalisierung – diese wechselseitige Beziehung war letzte Woche Anlass der Konferenz »Nachhaltig by design – für eine klimaneutrale digitale Zukunft« der bündnisgrünen Fraktion im Deutschen Bundestag. Das Einsparungspotential an Energie und somit Emissionen durch digitale Lösungen ist hoch – das steht außer Frage – und je nachdem wen man fragt, wird von bis zu 30 Prozent ausgegangen. Doch wäre das Internet ein Land, wäre es der sechstgrößte Energieverbraucher weltweit, mahnt Prof. Mojib Latif, Präsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome. Um die CO₂-Emissionen dieses Verbrauchs zu senken, gilt es einerseits den notwendigen Strom aus Erneuerbaren Energien zu gewinnen und andererseits den Verbrauch der Anwendungen zu reduzieren.

Nachhaltige Rechenzentren

Die weltweiten CO₂-Emissionen aus dem Betrieb von Rechenzentren sind vergleichbar mit den CO₂-Emissionen des weltweiten Flugverkehrs. Wie im Flugbetrieb kann auch bei Rechenzentren von einem erheblichen Einsparungspotential ausgegangen werden und es stellt sich die Frage, welche Chancen und Herausforderungen im Maschinenraum der Digitalisierung liegen. Betreiber: innen von Rechenzentren sehen ihre Stellschrauben bei der Versorgung durch erneuerbare Energien und der Nutzung von Abwärme. Letzteres ist jedoch nicht immer auf Anhieb ohne technische Veränderungen möglich, da Rechenzentren häufig mit Luft gekühlt werden, während in dem Nachwärmesystem Wasser(dampf) benötigt wird. Ein Ansatz für mehr Transparenz ist der Blaue Engel für Rechenzentren. Dieser wurde von Betreiber:innen allerdings als zu schwer zu erreichen, zu wenig verbreitet und als international nicht bekannt kritisiert. In der Zertifizierung liegen also noch Potenziale, die angegangen werden müssen.

Daten für die Energiewende

Für die Energiewende braucht es mehr Datenanalysen, vor allem zum Verbrauch der Unternehmen und Behörden. Außerdem braucht es Standards und offene Schnittstellen, um diese Daten zum einen untereinander, aber auch mit Behörden zu teilen. Doch einfach eine Forderung nach mehr Daten ist nicht immer die Lösung. Dazu war v.a. der Beitrag der Deutschen Energie-Agentur (dena) begrüßenswert, der die Bedeutung einer Data Governance hervorgehoben hat.

Die Daten sollten zielgerichtet und nach dem Prinzip der Datensparsamkeit erhoben werden. Aus Sicht der ökologischen Nachhaltigkeit spart dies Energie für die Speicherung und die Analyse der dann kleineren Datensätzen. Zudem sollte vor dem Erheben von Daten überprüft werden, welche Daten es schon frei zugänglich gibt. Das zivilgesellschaftliche Netzwerk Sensor.Community beispielsweise sammelt Open-Data-Umweltdaten in über 80 Ländern weltweit. In den Niederlanden werden diese Daten vom Umweltministerium verwendet und mit den eigenen Daten zusammengeführt. In Deutschland wird bisher zu wenig von solchen Möglichkeiten Gebrauch gemacht, obwohl es nicht unbedingt am Wissen fehlt.

Digitales Nachhaltigkeitsgesetz

Im Vorfeld der Konferenz wurde ein Autor:innenpapier von Abgeordneten der Grünen Fraktion veröffentlicht, in der die Notwendigkeit und Ansätze eines Digitalen Nachhaltigkeitsgesetzes erläutert werden.

Dafür könnten im Klimaschutzgesetz Ziele und Daten verankert werden, z. B. ein Klimacheck, der vor jeder politischen Entscheidung durchgeführt werden soll, klare Standards, Einführung eines Product Environmental Footprints und mehr Monitoring, um Defizite aufzudecken und Ansatzpunkte zur Optimierung zu ermitteln. Ein weiteres Beispiel, um den Speicherbedarf zu senken, wäre ein kontextbasierter Targetingansatz für die Werbeindustrie, wie er von Alexandra Geese, Mitautorin des Papiers, im Abschlusspanel der Konferenz vorgeschlagen wird, dies würde erhebliche Datenmenge einsparen, unsere Rechenzentren entlasten und zudem unsere Privatsphäre schützen. Ein kontextbasierter Targetingansatz wäre also gleich doppelt nachhaltig.

Dabei darf die soziale Komponente nicht außer Acht gelassen werden, die die digitale Teilhabe für alle Bürger:innen garantiert. Ebenfalls muss es konkrete Maßnahmen geben, die die Verantwortung für eine klimagerechte Zukunft von den Bürger:innen zur Politik und den Betreiber:innen und Hersteller:innen überführt.

Unser Fazit ⇉ Digitalisierung, aber nachhaltig

Weder Digitalisierung noch Nachhaltigkeit dienen einem Selbstzweck. Sie sollten Mittel sein, mit denen wir unser Miteinander über Generationen hinweg gerecht und zukunftsfähig gestalten. Die Konferenz war ein gelungener Schritt, diese beiden Themen zu verzahnen, ihre gegenseitige Abhängigkeit zu beleuchten und die Aufmerksamkeit der Politik darauf zu steigern. Zusätzlich war es wichtig, Interessensvertreter:innen verschiedener Branchen miteinander zu vernetzen und individuelle Standpunkte zu diskutieren. Es gilt nun, die Ratschläge der Expert:innen schnell umzusetzen, denn das 1,5 Grad Ziel ist schon nicht mehr zu erreichen. Ob ein digitales Nachhaltigkeitsgesetz dazu der richtige Weg ist, bleibt noch herauszufinden. Eindeutig ist jedoch, dass bei allen Beteiligten noch mehr Bewusstsein dafür geschaffen werden muss, wie viel Energie ihre Software, ihr Arbeitsverhalten, ihr Konsumverhalten und ihre Datenspeicherung verbraucht, um auf jeder Ebene Anreize zu schaffen, den notwendigen Verbrauch energieeffizient zu gestalten. Dafür braucht es Monitoring und Transparenz, bspw. durch sinnvoll gestaltete Label und klare Zuständigkeiten – und auch unsere Arbeit im D64, um das Thema tiefergehend zu beleuchten und es weiter in die Zivilgesellschaft zu tragen.

Alle Vorträge und Impulse könnt ihr auf der Konferenz-Website der Konferenz nachschauen.

Der Blogbeitrag wurde von Mitgliedern der D64-Taskforce Energieeffizienz geschrieben.