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Klassenfahrt mit Kneipen-Kwiz: Die D64-Superklausur 2025

Vom 24. bis 26. Oktober 2025 war es wieder soweit: Das Hotel Kaiserin Augusta in Weimar verwandelte sich für drei Tage zum Treffpunkt der digitalpolitischen Community in Deutschland: Die jährliche D64-Superklausur stand an.
Gruppenbild Superklausur 2025

100 Teilnehmende aus ganz Deutschland und Europa machten sich auf den Weg, um gemeinsam an der Zukunft der Digitalpolitik zu arbeiten. Oder wie wir es unter dem bewährten Motto #d64klassenfahrt gerne nennen: um das Wiedersehen zu feiern, auf das man sich monatelang gefreut hat.

Freitag: Ankommen, Kennenlernen, Diskutieren

Am späten Freitagnachmittag begrüßten zunächst unsere Co-Vorsitzenden Erik Tuchtfeld und Svea Windwehr alle Ankommenden herzlich. Ihr Appell war klar: „Superklausur ist das, was ihr draus macht!“ Und genau das ist es, was diese Veranstaltung ausmacht: Während Vorstand und Geschäftsstelle den organisatorischen Rahmen schaffen, gestalten die Mitglieder das Programm weitgehend selbst. Von Expert:innen für Digitalpolitik über Digitalisierungspraktiker:innen aus Industrie und Handel bis hin zu Menschen aus Studium, Forschung und Lehre; die Bandbreite der Teilnehmenden spiegelt die Vielfalt unseres Vereins wider.

Ein D64-Vorstandsmitglied steht am Ende eines Flurs. Sie ist umgeben von Menschen, die in zwei Reihen an den Wänden stehen.
Foto: D64 / Johann Lensing

Direkt im Anschluss folgte das Speed-Dating, das vor allem neuen Mitgliedern und Erstbesucher:innen der Konferenz den Einstieg erleichtern sollte. Und wie jedes Jahr zeigte sich: Schnell neue Leute kennenlernen und Anschluss finden klappt bei D64 hervorragend.

Nach dem Abendessen wurde es dann richtig spannend: Eine Fishbowl-Diskussion zum Thema Jugendschutz im Netz stand auf dem Programm. Als Gäste nahmen Stephan König (CDU), Staatssekretär in der Thüringischen Staatskanzlei für Europa und Medien sowie Bevollmächtigter des Landes beim Bund, und Erik Sczygiol, Landesschüler:innen-Sprecher des Landes Thüringen, teil. Moderiert wurde die Runde von unserer Co-Vorsitzenden Svea Windwehr.

Das Fishbowl-Format, bei dem ein Stuhl auf der Bühne für das Publikum reserviert bleibt und jede:r sich jederzeit in die Diskussion einklinken kann, sorgte für lebhafte Debatten. Im Zentrum stand die Frage: Sind pauschale Plattform- und Handyverbote in Schulen die richtige Antwort auf die Gefahren, denen Jugendliche im Netz begegnen? Erik Sczygiol positionierte sich klar gegen pauschale Verbote und forderte stattdessen demokratische Mitbestimmung durch Schüler:innen sowie bessere Plattformregulierung durch die Politik. Stephan König erklärte die Herausforderungen des föderalen Bildungs- und Medienaufsichtssystems. Viele Entscheidungen würden gerne auf Bundes- oder EU-Ebene getroffen, aber die Länder behalten sich vor, dass sie in der föderalen Realität dezentral angegangen werden.

Staatssekretär König im Gespräch mit einem D64-Mitglied
Foto: D64/Falko Ortolf

Beeindruckend war die hohe Kompetenz im Publikum: Ob Jugendmedienstaatsvertrag, Schule als Schutz- oder Angstraum oder das asymmetrische Wissen zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen zu digitalen Medien, die Teilnehmenden diskutierten auf Augenhöhe mit. Staatssekretär König vernetzte sich im Anschluss mit mehreren Vereinsmitgliedern, um im Austausch zu bleiben. Der Abend endete gemütlich an der Hotelbar. Zeit für Ehrenamtliche, den Tag Revue passieren zu lassen und sich nach Monaten der Online-Zusammenarbeit bei einem Getränk im echten Leben auszutauschen.

Samstag: Barcamp, Mitgliederversammlung und Quiz-Spektakel

Wer wollte, konnte schon um 7:30 Uhr bei einer morgendlichen Laufrunde durchstarten, noch vor dem Frühstück. Für alle anderen ging es um 9:00 Uhr los mit der Einführung ins Barcamp, dem inhaltlichen Herzstück der Superklausur.

Das Barcamp-Format lebt von Selbstorganisation: Mitglieder schlagen Sessions vor, andere stimmen ab, ähnliche Vorschläge werden spontan „gemergt“. Niemand ist nur Teilnehmer:in, alle sind „Teilgeber:innen“. Gleichzeitig gilt das „Gesetz der zwei Beine“: Wer merkt, dass eine Session nicht das Richtige ist, kann einfach gehen. Das Ergebnis sind offene, interessierte und niedrigschwellige Diskussionen.

Ursprünglich waren drei Slots à 45 Minuten in fünf Räumen geplant, die aber schnell nochmal aufgeteilt wurden. Am Ende ergaben sich 18 eigenständige Sessions mit einer großen thematischen Breite: Von vereinsinternen Fragen zur Strategie, Finanzierungsmöglichkeiten und der Diskussion um ein Jahresthema 2026 über Skillshares und Gespräche zu digitaler Partizipation, digitalem Lokaljournalismus und digitaler Daseinsvorsorge bis hin zur komplizierten Beziehung zwischen KI und Asylregulierung. Alle Sessions wurden protokolliert und stehen den Mitgliedern als Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten zur Verfügung.

Ab 15:00 Uhr folgte die hybrid durchgeführte Mitgliederversammlung. Neben den üblichen Berichten von Vorstand, Finanzvorständin, Geschäftsführung und Kassenprüfer:innen sowie der Neuwahl zweier Kassenprüfer:innen wurden ein Antrag auf Satzungsänderung sowie ein Initiativantrag zum vereinsinternen Code of Conduct für Veranstaltungen behandelt.

Nach ausführlicher Diskussion wurde die Satzungsänderung beschlossen, die die Art der Geschlechterquote bei der Besetzung von Ämtern bei D64 ändert. Bisher mussten sowohl der Co-Vorsitz als auch die AG-Koordinator:innen aus zwei Personen unterschiedlichen Geschlechts bestehen, in der Regel waren das eine Frau und ein Mann. Die neue Regelung sieht vor, dass nun auch zwei nicht-männliche Personen möglich sind. Konkret bedeutet das, dass auch zwei Frauen gemeinsam Co-Vorsitzende sein können. Durch den Initiativantrag zum vereinsinternen Code of Conduct, der ohne Diskussion angenommen wurde, wurde dieser konkretisiert und sprachlich verbessert.

Großer Dank geht an Arne Klempert für die souveräne Sitzungsleitung sowie an Sophia Tawonga Longwe und Malte Spielmann fürs Protokollieren!

Nach dem Abendessen folgten das legendäre Kneipen-Kwiz von Henning Tillmann. Der langjährige Ex-Co-Vorsitzende hatte wieder ein Pubquiz vorbereitet, bei dem gemischte Teams aus Vorstand, Geschäftsstelle und Mitgliedern in verschiedensten Kategorien gegeneinander antraten. Gegen 23:00 Uhr standen die Gewinner:innen fest: Das Team der D64-Ticker-Redaktion fuhr souverän den ersten Platz ein, ein weiterer Sieg in einer langen Erfolgsreihe. Glückwunsch an alle und vielen Dank an Henning für Vorbereitung und Moderation!

Viele D64-Mitglieder sitzen in einem Raum, tragen Namensschilder an blauen Bändern und hören aufmerksam zu.
Foto: D64/Johann Lensing

Sonntag: Vertiefung und Externe Gremienarbeit

Der Sonntagmorgen begann mit einer Vertiefungssession aus dem Barcamp. Diese Möglichkeit, Diskussionen vom Vortag in kleiner Runde aufzugreifen und in konkrete Aktionen umzuwandeln, hat sich in den letzten Jahren bewährt.

Anschließend präsentierten unsere Co-Vorsitzenden Svea Windwehr und Erik Tuchtfeld, Vorstandsmitglied Marlene Straub sowie die Vereinsmitglieder Oliver Bildesheim und Ivo Huffer ihre Arbeit in vereinsexternen Gremien und Bündnissen. Seit Jahren ist es D64-Tradition, dass Mitglieder den Verein in externen Organisationen vertreten oder dorthin entsandt werden: ZDF-Fernsehrat, Beirat der deutschen Koordinierungsstelle für Digitale Dienste (DSC-Beirat), digital:hub der SPD, Rundfunkrat des Saarländischen Rundfunks, Strategiekreis FOCUS.digital des DIN und das Open Government Netzwerk. Die von Anke Obendiek moderierte Session sorgte für angeregte Nachfragen und zeigte eindrucksvoll, wie breit D64 in der digitalpolitischen Landschaft vernetzt ist.

Sonntagmittag endete die offizielle Superklausur. Einige Mitglieder nutzten den Nachmittag für selbstorganisierte Aktivitäten, darunter ein Besuch der Gedenkstätte KZ Buchenwald.

Fünf D64 Mitglieder sitzen auf einem Podium auf Stühlen vor Publikum, im Hintergrund sieht man die Projektion mit dem Text 'Berichte aus Gremien und Bündnissen'. Eine Person moderiert.
Foto: D64/ Falko Ortolf

Danke!

Ein riesiges Dankeschön geht an das Team der D64-Geschäftsstelle für die monatelange Vorbereitung und die reibungslose, professionelle Durchführung unter der Leitung von Raewyn Leipold-Olszówka! Ebenso gebührt der Dank allen mithelfenden Mitgliedern sowie der ehrenamtlichen Kinderbetreuung, die eine familienfreundliche Veranstaltung erst ermöglicht haben. Ein besonderer Dank geht an Vorstandsmitglied Dirk Schoemakers, der für die Veranstaltungstechnik zuständig war und maßgeblich zum hybriden Erfolg der Superklausur und Mitgliederversammlung beigetragen hat.

Die Superklausur 2025 hat wieder gezeigt: D64 ist mehr als ein Verein. Es ist eine Gemeinschaft, die digitalen Fortschritt konstruktiv, kritisch und kreativ mitgestaltet. Und das macht einfach Spaß. Wir freuen uns jetzt schon auf die nächste Klassenfahrt, die im Herbst des Jubiläumsjahres 2026 wieder in Erkner bei Berlin stattfinden wird. Willkommen sind alle Mitglieder und natürlich auch alle die es bis dahin werden wollen!

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