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„Prinzip Freiheit auch in der digitalen Welt?“ – Olaf Scholz zu Gast bei D64

In unserer Veranstaltungsreihe war am 10. Februar Olaf Scholz, Erster Bürgermeister der Stadt Hamburg und stellvertretender Parteivorsitzender der SPD zu Gast. Dabei ging es zum Teil sehr kontrovers zur Sache.

Für Scholz bedeutet Digitalisierung zunächst einmal Fortschritt und neue Möglichkeiten. So biete das Internet etwa ganz neue Demokratisierungsmöglichkeiten, die man auch nutzen müsse. Diese neuen Möglichkeiten bedeuteten jedoch auch, dass jemand diese neue Welt neu ordnen müsse, weil Strukturen von gestern die Herausforderungen von morgen möglicherweise nicht mehr lösten. “Dieser Teil einer neu entstandenen Realität ist für den Gesetzgeber oft nur schwer zu greifen”, so Scholz.

Als Beispiel führte er die Videoüberwachung im öffentlichen Raum an. Diese sei früher in der Wahrnehmung der Politiker schon deshalb kein großes Thema gewesen, weil die benötigte Manpower viel zu groß war: “Da saßen zwei Polizisten hinter der Kamera und sechs vor der Kamera.” Mit der aktuellen und zukünftigen Rechnerleistung und modernen Algorithmen sei der Einsatz von Videoüberwachung allerdingskomplett anders zu bewerten.

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“Wir müssen aufpassen, dass Datenauswertung nicht zu falschen Schlüssen führt”, so Scholz. Clusterbildung mithilfe moderner Big Data Analysen führe doch zu häufig dazu, dass das Individuum irrelevant werde und damit in seiner persönlichen Freiheit eingeschränkt. Das zeige etwa der US-amerikanische Wahlkampf: Die Mobilisierung bestimmter Wählerschichten aufgrund statistischer Merkmale bedeutet Entdemokratisierung. “Demokratie bedeutet, mit allen zu sprechen und nicht mit gezielt gefilterten Personengruppen.”

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Internet-Startups im europäischen Kontext – Herausforderungen und Perspektiven

Kanzlerin Merkel hat zur Eröffnung der CeBIT festgestellt, dass die digitale Wirtschaft in Deutschland einen gewissen Aufholbedarf hat. Gleichwohl gibt es hierzulande eine seit Jahren steigende Zahl von Internet-Startups, die versuchen, neue Geschäftsmodelle am Markt zu etablieren. Hierbei erweist sich der deutsche Markt oftmals als zu klein, der europäische Markt aber zu zersplittert, um wirklich schnell wachsen zu können und so geraten deutsche Startups im Vergleich mit ihren Konkurrenten aus dem Silicon Valley leicht ins Hintertreffen.

Wie können wir die Vorteile eines europäischen Marktes für Startups besser nutzen und welche Rahmenbedingungen müssen dafür geschaffen werden? D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt e.V. und die Senatskanzlei des Landes Berlin landen dazu ein, diese Fragestellung zu diskutieren.

An der Podiumsdiskussion am 1. April 2014 um 19 Uhr im Berliner Rathaus nehmen teil:

Björn Böhning
Björn Böhning ist Chef der Senatskanzlei des Landes Berlin und Leiter des Gesprächskreises Netzpolitik des SPD Parteivorstandes

Béa Beste
Béa Beste hat die bilingualen Phorms-Schulen 2005 mitgegründet und ist Gründerin und Geschäftsführerin der Playducato GmbH, welche die gemeinsam mit Pädagogen entwickelte Tollabox vertreibt.

Nora-Vanessa Wohlert
Nora-Vanessa Wohlert ist Mit-Gründerin von EDITION F, der Business-Lifestyle-Plattform für Frauen, die im Frühling 2014 online geht. Zuvor war Nora Redaktionsleiterin bei Gründerszene und arbeitete unter anderem für fischerAppelt und Roland Berger.

Carsten Brosda
Dr. Carsten Brosda ist Bevollmächtigter des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg für Medien und damit zuständig für die Standortinitiative Next Media Hamburg. Zuvor arbeitete er von 2010 bis 2011 als Abteilungsleiter Kommunikation beim SPD-Parteivorstand

Moderiert wird die Diskussion von Nico Lumma, Co-Vorsitzender D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt.

Zur besseren Übersicht haben wir auf Facebook einen Event angelegt und freuen uns auf Anmeldungen.

Hamburg im Jahr des IT-Gipfel – Informatik braucht mehr Aufmerksamkeit!

D64 – Hamburg

Der Informatik mangelt es an Aufmerksamkeit – In Hamburg und in Deutschland.
Das war das Ergebnis der Diskussionsveranstaltung „Hamburg im Jahr des IT-Gipfel – Welchen Stellenwert hat die Informatik?„, zu der D64 ins Betahaus Hamburg geladen hatte.

Rund zwei Stunden lang diskutierten die vier geladenen Gäste – Matthias Schrader, CEO SinnerSchrader AG, Ina Reis, studentisches Mitglied im Fakultätsrat der Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften an der Uni Hamburg, Torsten Otto, Informatik-Lehrer, Sprecher der GI-Fachgruppe SH-HILL und Sanja Stankovic, Co-Founder Digital Media Women – und rund 60 Besucher unter Moderation von Nico Lumma über Probleme und Herausforderungen, vor denen man auch in Hamburg – noch immer! – steht. Die wachsende wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der fortschreitenden Digitalisierung scheint auch in Hamburg erkannt worden zu sein, die daraus folgenden Konsequenzen offenbar nicht.
Kürzungen am Lehrstuhl für Informatik der Universität Hamburg führen zu massiven Einschränkungen der Lehre, Schulen fehlt es an personeller und materieller Ausstattung um Informatikunterricht anbieten zu können, die Förderung von Medienkompetenz bei Grundschülern scheitert zum Teil schon daran, dass Schulrechner 15 Minuten oder länger zum Booten brauchen und Lehrer dürfen White-, bzw. Smartboards nicht verwenden, weil sie eine entsprechende Fortbildungsveranstaltung noch nicht besucht haben. Die am Abend geschilderten Probleme waren vielfältig.

Ein zentrales Problem, dass diese Hürden im Bildungsbereich nicht angegangen werden, liege aber auch an der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Informatik und verwandter Wissenschaften. Informatik sei viel mehr als ein Nischenthema, in dem weißbekittelte und sozial isolierte Menschen nachts in dunklen Kellern mit viel Fastfood arbeiteten. Die D64-Forderung nach Informatik als „Ersatz-Fremdsprache“  machte den Vergleich hierbei klar: Auch Latein lernten Kinder nicht, um die Sprache flüssig sprechen zu können. Vielmehr helfe Latein dabei, Transferleistungen in anderen gesellschaftspolitischen Fächern zu ermöglichen. Die Informatik ist hierbei nicht anders: Auch sie kann interdisziplinäre Leistungen erbringen, die in anderen Bereichen als Problemlösungsansatz fungieren und analytische Fähigkeiten von Kindern und jungen Erwachsenen fördern.
Die Informatik aus ihrem Nischendasein zu befreien, müsse zentral bei allen Anstrengungen sein, so eine Forderung des Abends. Das führe dann zu mehr politischem Verständnis und könne somit auch das Bildungssystem nachhaltig positiv beeinflussen.

Matthias Schrader formulierte treffend:

„Wir haben ein Bildungssystem für die Anforderungen des 19. Jahrhunderts, aber das versagt bei den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.“

So standen nach Abschluss der Diskussion Einzelforderungen und Erkenntnisse im Raum, die aber alle in eine Richtung gehen:

  •  Junge Frauen wünschen sich mehr Anregungen bereits in der Schule, sich doch mal die Informatik anzuschauen.
  • Lehrer wissen oftmals immer noch nicht wirklich, was Informatik soll und welcher Nutzen sich dadurch fächerübergreifend ermöglichen ließe.
  • „Bildungsbürgertum“ und das Festhalten an tradierten Erziehungsmethoden und Lernkompetenzen bei Eltern verhindert größeren Stellenwert der Informatik.
  • Die Politik muss sich des Themas endlich stärker annehmen und Lippenbekenntnissen auch Taten folgen lassen. Die wirtschaftliche Bedeutung der Digitalisierung zu betonen, kann nicht ausreichen. Auch auf das Bildungssystem müssen diese Erkenntnisse übertragen werden.
  • Das Thema muss in allen gesellschaftlichen Bereichen vorangetrieben werden muss, damit die Informatik einen anderen Stellenwert bekommt.

In einer zweiten Veranstaltung sollen diese Forderungen dann noch einmal mit Vertretern der Hamburger Schulbehörden diskutiert werden. Die Einladung zu dieser Veranstaltung erfolgt zeitnah!