Social Media-Plattformen: Orte öffentlicher Debatte oder undurchsichtige Privatangelegenheit der Internetkonzerne?

Derzeit populäre Internetplattformen – Facebook, Twitter oder Google+ – ermöglichen heute unzähligen Menschen eine aktive Mitwirkung an öffentlicher Meinungsbildung. Dass davon die unterschiedlichsten Geisteshaltungen und politischen Strömungen profitieren – ob nun Guttenberg-Anhänger, die sich auf Facebook solidarisieren, oder Netzaktivisten, die gegen Netzsperren und „Zensursula“ vorgehen – zeigt nur, wie vielfältig die Möglichkeiten und die Attraktivität dieser Plattformen sind. Viele Internetenthusiasten feiern daher diese Plattformen als Möglichkeit, der Demokratie neuen Aufschwung zu geben und eine neue Ära der Bürgerpartizipation einzuleuten. Sind also Facebook & Co. Heilsbringer der Demokratie und der offenen Meinungsbildung?

Es gibt eine Gegenposition: die Debatten, die auf diesen Plattformen geführt werden, finden nur scheinbar in der Öffentlichkeit statt. In Wahrheit spielen sie sich auf den privatwirtschaftlich organisierten Webservern weniger Großkonzerne ab, die diese betreiben, um damit bestimmte wirtschaftliche Ziele durchzusetzen, und um vor allem auch ihr Weltbild einer bestimmten Art digitaler Öffentlichkeit durchzusetzen. Indem wir also mit unseren Diskussionen in die Obhut dieser Unternehmen ziehen, unterwerfen wir uns ihren Regeln, und ihren Vorstellungen davon, wie diese Art Austausch abzulaufen hat. Und machen die Debatten damit nicht zuletzt viel leichter zensierbar. Denn es ist ein Leichtes, bei solchen Debatten bestimmte Schlüsselwörter zum Herausfiltern zu verwenden. Bei Facebook sind Fälle von Zensur bereits dokumentiert.

Analog könnte man sagen: wir sprechen nicht mehr auf dem öffentlichen Marktplatz miteinander, sondern wir führen unsere politischen Diskussionen in der Eingangshalle eines Firmengebäudes. Dort gelten aber die Regeln dieser Firma, und der muss nicht jede Debatte gefallen, die wir führen.

Also – sind die Social-Media-Plattformen Orte der Wiederbelebung bürgerschaftlichen demokratischen Geistes, oder schaffen sie mittelfristig eine Abhängigkeit, die unsere politische Kultur verändern und letztlich weniger offen und weniger demokratisch werden lässt?

23 Kommentare

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    Jan Dark

    7. Dezember 2011

    Das ist das, was die Welt gebraucht hat! Gestern bei der SPD die Vorratsdatenspeicherung fordern (also verdachtslose Totalüberwachung der Bürger, wer mit wem wann telefoniert hat und wo er dabei war) und heute eine enthemmte Verschwörungstheorie, die den öffentlichen Diskurs als Veranstaltung der Privatwirtschaft diffamiert, die die Macht anstrebe. Passend zu dem unsinnigen Spiegel-Titel diese Woche. Da wird klar, warum der sogenannte „IT-Gipfel“ eine so zersetzende Veranstaltung war: Internet stoppen, erst Vertrauen aufbauen. Deutschlands Weg in das 20. Jahrhundert zurück.

    Es gibt immer zwei Wege wie schon bei den Dampfmaschinen: entweder man ist festen willens, die Chancen zu nutzen, dann gründet man einen TÜV, wenn zu viele Dampfkessel explodieren, oder man man betriebt depressive Zukunftsangst: „Es ist alles eitel!“ (Andreas Gryphius); Züge fahren viel zu schnell für den Menschen, da wird er krank von; das Internet ist nur für Professoren, damit die Professoren billig an Sexbildchen kommen (Emma 1992); das Internet ist eine Verschwörung der Wirtschaft (Spiegel und C64). In der Regel haben sich die weltfremden Hysteriker nicht durchgesetzt. Alice irrte, Gryphius musste feststellen, dass der 30-jährige Krieg auch mal zu Ende ging (Die hatten ja auch keine SPD „Nie wieder Krieg ohne uns“).

    Wenn wir die 6 Mrd. € für den Afghanistan-Krieg in den Ausbau des Internets gesteckt hätten, wären wir erheblich weiter. Aber die SPD wollte den Krieg und traut sich nach 10 Jahren Sieglosigkeit immer noch nicht zu kapitulieren (anders als 1918 und 1945, wo trotz begeisterter Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten die Militärs sich nicht weiter von der Politik verheizen ließen, was Strcuk nun durchbrochen hat. Nach der Zerstörung Afghanistan soll nun wohl das Internet zerstört werden, weil die Bürger sich an der SPD vorbei organisieren können (wie beim Zugangserschwerungsgesetz, als die SPD beschloss, die Kinderpornografie im Netz zu lassen, statt den Dreck gnadenlos zu löschen, und sich dann 140.000 Menschen gegen die SPD in der Online-Petition engagierten. Das war natürlich nur eine Verschwörungd er Wirtschaft, dass die Kinderpornografie gegen den Willen der SPD gelöscht werden sollte).

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    Axel Maireder

    7. Dezember 2011

    Zentral ist nicht nur die Möglichkeit, sich zu artikulieren, sondern sich über diese Artikulation zu vernetzen. In Netzwerken, die für uns zunehmend den Zugang zu und die Teilnahme an öffentlicher Kommunikation strukturieren. Eine Struktur, die vielfältige neue politische Kooperationen und Koalitionen ermöglicht.

    Ein Struktur jedoch, die von spezifischen, in Algorithmen manifestierten Vorstellungen von der sozialen Welt geprägt ist. Weniger intendierte, „bösartige Zensur“ als die systemimmanente Abhängigkeit von (imho) zu wenig reflektierten Strukturmechanismen der Programme, die digitale öffentliche Kommunikation strukturieren, wird zunehmend zum Problem.

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      Martin Oetting

      7. Dezember 2011

      Ich weiß nicht, ob die systemimmanenten Strukturen und ihre diskussionsleitenden Wirkungen das einzige Problem sind. Wenn man sich anguckt, welches Interesse die US-Geheimdienste an den Social-Media-Plattformen haben, wird klar, dass die aktiv durch Menschen ausgeführte Arbeit hinter den Kulissen ebenfalls eine Rolle spielt.

      Dass Artikulieren gekoppelt mit Vernetzung mächtiger sind, ist meines Erachtens eine sehr gute Ergänzung.

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        Axel Maireder

        7. Dezember 2011

        Nun ja, die CIA wird weniger in freie Meinungsäußerung eingreifen als „verdächtige“ Äußerungen und ihre User zu tracken. Das könnten sie aber in anderen, weniger geschlossenen Systemen als FB noch viel besser. In die freie Meinungsäußerung selbst wird sie weniger eingreifen, Stichwort „Zensur“. Das könnte vielleicht FB selbst tun. Die haben nur verdammt viel zu verlieren, sollte tatsächlich Zensur in grossem Stil publik werden… und das würde sie über kurz oder lang. Die Konkurrenz ist auch hier einen Mausklick entfernt, und wenn die Migration der User in ein anderes Netzwerk durch gute Gründe mal richtig einsetzt, ist es kaum mehr zu stoppen, siehe myspace oder studiVZ (Dort war’s am ehsten die bessere Funktionalität, die sie zu FB getrieben hat). Es mag dann zwar ein bisschen komplexer für die User sein, Netzwerke neu zu entwickeln. Aber es sind ja immer noch SOZIALE Netzwerke, die auf FB und anderswo nur technisch abgebildet werden…

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    Jens Arne Männig

    7. Dezember 2011

    Ein wunderbares, wichtiges Thema!

    Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass der frisch gegründete Verein hier klarere Statements abgibt, ja vielleicht sogar seine Ziele definiert, statt nach kurzer Einführung zunächst einmal User Generated Content abzufragen.

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      Martin Oetting

      7. Dezember 2011

      Aber wie soll man sonst debattieren? Wäre es besser gewesen, diese Frage auf unserer Facebook-Seite zu stellen? ;) Ich habe keine eindeutige Antwort auf diese Frage, die anderen Mitglieder sicher auch nicht. Sonst stünde sie wohl bereits hier in den Kommentaren. (Ich tendiere aber eher zu letzterem.)

      Bei Positionen, bei denen wir uns einig sind, gibt es ja schon entsprechende Texte (zum Beispiel unten, unter Standpunkte).

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    Lutz Falkenburg

    7. Dezember 2011

    Das einzige Argument, was ich aus dem obigen D64 Text gelten lassen ist, dass das Internet noch nicht die komplette Öffentlichkeit repräsentiert, weil eben nur eine „relativ“ kleine Elite überhaupt das Internet nutzt. Ansonsten sind alle bei den sogenannten sozialen Netzwerken, weil es keine Alternativen gibt bzw. zu wenig bekannt sind und wenn die Argumente ziehen sollten, die Martin da aufführt, bzgl. Zensur etc. dann wäre es imho eine viel bessere Idee von Seiten D64 Netze wie Diaspora zu propagieren, weil unabhängig. Oder darauf hinzuweisen, dass es „staatssichere“ Instant Messanger Systeme gibt, wie Jabber über die CCC-Server und mit OTR-Verschlüsselung. Da liest dann niemand mehr mit.

    Das weder Facebook noch Google Interesse an solchen Systemen haben, ist mir klar, es wäre aber unglaublich vertrauensbildende Maßnahme für den D64 wenn einer der Lobby-Vertreter vielleicht mal was zu Diaspora schreibt ;-)

    Ansonsten habt Ihr es bald geschafft, dann Nagel ich meine Thesen zum Internet an die Tür des Innenministeriums.

    Das darf doch alles nicht mehr wahr sein. Auf der einen Seiten streben unsere Multimillionendollar-Konzerne nach der Weltherrschaft und unsere Politik kennt den Unterschied zwischen Bits und Bytes nicht und ist eigentlich fürs „herrschaften“ zuständig.

    Um das zu lösen müsste man aber miteinander reden und wir bräuchten vor allem eine entspannte und nach Wirtschaft, Politik und „Volk“ gleichermassen „riechende“ Stimme der Community.

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    Arne Klempert

    7. Dezember 2011

    Grundsätzlich finde ich solche Plattformen erst einmal eine gute Sache, weil sie mehr Debattenräume schaffen und – so zumindest meine bisherige Erfahrung – durch diese Vielfalt die politische Meinungsbildung eher befördert als behindert wird. Problematisch wird es dann, wenn solche privaten Angebote den öffentlichen Raum ersetzen statt ihn zu ergänzen.

    Als Gesellschaft sollten wir tunlichst darauf achten, dass es auch weiterhin unabhängige Infrastrukturen gibt und dass die Architektur der privaten Räume ausreichend offen angelegt ist, so dass Debatten plattformübergreifend geführt und im Bedarfsfall auf andere Plattformen verlagert werden können. Offene Schnittstellen sind dafür enorm wichtig.

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      Axel Maireder

      7. Dezember 2011

      Offene Strukturen sind Menschen, die politisch agieren, sicher wichtig. Deswegen glaube ich auch, dass ein offenes System wie Twitter für öffentliche Meinungsbildung z.T. relevanter ist als FB. Dort werden zwar keine „Massen“ erreicht, aber Menschen, die andere Menschen über andere Kanäle erreichen. „Opinion Leader“, ums mit einem etwas abgegriffenen Begriff zu sagen.

      • Antworten

        Arne Klempert

        7. Dezember 2011

        Richtig, wobei Twitter auf Grund seiner rudimentären Funktionalität für komplexere Themen eher ungeeignet ist – erst recht wenn mehrere Menschen miteinander diskutieren möchten.

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    Roland

    7. Dezember 2011

    Ein wichtiges Thema, welches auch mich schon seit Jahren bewegt. Und ich staune immer wieder, wie viele von uns aktiven Netzbürgern still zuschauen oder gar aktiv mitwirken, wenn unabhängige Kommunikationstrukturen (danke @Arne Klempert) im kollektiven Herdentrieb für proprietäre Unternehmensplattformen aufgegeben werden.
    Übrigens schließe ich mich da ausdrücklich mit ein. Ich zitier mich mal selbst aus einem meiner letzten Blogposts:

    „Wir verlagern alle unsere nachbarschaftlich vernetzten, eigenen Heime im Web zurück in die Hochhäuser und Hasenställe des digitalen Massen-Downtowns, wir ziehen um zu vermeintlich dauerwarmen Fremdkaminen und gratis “DachüberdemKopf”, wir ziehen die Bequemlichkeit der sozialen Discokugel der individuellen Gestaltung und Entwicklung unseres eigenen Heimes vor, welches wir zum Teil mühsam zuvor über Jahre aufgebaut haben. Wir wohnten in der Freiheit der Suburbs aber bewegen uns nun wie die Motten zum Licht, welches andere von einem Moment zum anderen verwerten, verdunkeln, oder ganz ausschalten können. Und warum tun wir das?! Weil wir glauben und schreiben, dass zukünftig vor allem nur bei Facebook, Twitter oder Google Plus die Musik spielt.“

    http://www.werbeblogger.de/2011/08/25/social-media-bei-facebook-oder-google-ist-ein-muss-ob-du-willst-oder-nicht/

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    Lars Heidemann

    7. Dezember 2011

    Ob es nun die Eingangshalle einer Firma oder der Marktplatz sein mag, kann ich hier nicht beantworte (das war so auch nicht die Frage).

    Aber ich beobachte zunehmend eine Für-die-Meinung-auf-die-Strasse-gehen-Mentalität (Strasse := Web) in den sozialen Netzwerken.

    Ich vermisse (von Ländern im Nahen Osten und Nordafrika abgesehen) hingegen das Eintreten für die eigene Meinung und zum Wohle aller. Selbst Stuttgart 21 war in der Anzahl der Demonstranten sehr verhalten und nichts gegen die Proteste aus den 1968ern (da gab es mich noch nicht).

    Wenn nun also die Sozialen Netzwerke die öffentlichen Marktplätze der heutigen Generation der vernetzten Welt sind, dann werden die Firmen ihre Eingangshallen nicht so einfach zensieren können. Hausrecht hin oder her. Wenn öffentlich zensiert wird, fällt dies früher oder später stärker auf, als es das noch vor kurzer Zeit tat.

    Dagegen wird sich der Pöbel werden sich die Massen auflehnen und lernen sich zu organisieren. Denn sie machen das Soziale Netz aus, ohne sie ist das Netzwerk pleite tot.

    Der Homo Digitalis wird den effizienten Einsatz seiner Waffen Mittel perfektionieren, Widerstand besser organisieren und Zensur bekämpfen.

    Das wäre eine digitale Revolution auf Plattformen, die die Firmen selbst geschaffen haben, wenn sie nicht dazulernen.

    Ich halte meine Meinung selbst für diskussionswürdig und freue mich über feedback.

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    Sascha Stoltenow

    7. Dezember 2011

    Ermöglichen die Plattformen denn wirklich, Meinung zu bilden? Meine Beobachtung ist, dass nicht Austausch, sondern Rally around the flag, der beherrschende Modus ist. Meinungsäußerung, -bestätigung. Gegenargumente werden abgebügelt.

    Und zur Frage der Zensuranfälligkeit: Auch früher durfte nur der auf dem Markt ausstellen, der den Marketbetreiber dafür bezaghlt hat, und auch das Publikum konnte in der Stadt nicht alles öffentlich sagen, was es dachte, vor allem, wenn es gegen den Marktbetreiber ging.

    Der eigentliche Austausch, die eigentliche Reichweite und Dynamik der Meinungen passiert hingegen im Raum zwischen den Plattformen, nämlich zwischen den Individuen, die diese nutzen, um Gleichgesinnte zu finden und zu erreichen, und die sich dabei systematisch der Verwertungslogik der Plattformbetreiber entziehen, die zwar versuchen, die Daten ihrer Nutzer zu kapitalisieren, dies aber nur können, weil einige Unternehmen so naiv sind, zu glauben, dass diese etwas wert sind, um bspw. targeted advertising auszuliefern.

    Social-Media-Plattformen sind damit Orte der Wiederbelebung, Erweiterung und Vernetzung des bürgerschaftlichen demokratischen Geistes über die bisherigen engen Grenzen hinweg, mit so geringen Transaktionskosten, wie nie zuvor.

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    Jan Dark

    7. Dezember 2011

    „Und zur Frage der Zensuranfälligkeit: Auch früher durfte nur der auf dem Markt ausstellen, der den Marketbetreiber dafür bezaghlt hat, und auch das Publikum konnte in der Stadt nicht alles öffentlich sagen, was es dachte, vor allem, wenn es gegen den Marktbetreiber ging.“

    Wo lebst Du denn? Saudi-Arabien? Ich empfehle dringend einen Bildungsurlaub. Zum Beispiel nach London, Hyde Park, Speakers Corner: Da ist nichts mit „Wes Bier ich sauf, des Leid ich krakel“ wie es Dir vorschwebt. Nicht mal bei der Google-Veranstaltung neulich am Brandenburger Tor.

    Wahrscheinlich warst Du auch noch nie in einer Gaststätte. Noch nie musste man in Deutschland die Meinung des Wirtes am Stammtisch vertreten, nur weil man dessen Bier soff. Auch diese neumodische Verknüpfung würde ich mir verbitten.

    Dann empfehle ich dringend einen Ausflug in unsere Verfassung: Meinungsfreiheit und Pressefreiheit haben wir uns mühsam erkämpft. Und das sollen wir jetzt einfach über Bord werfen, weil SPD-Kreise das nicht wollen?

    Das sogenannte „Hausrecht“ von den Papiertradionalisten ist ein wackeliges. Nur wer redaktionell die Beiträge seiner Leser bearbeitet, ist für die Meinung der Leser verantwortlich. Wer zu sehr sich in die Beiträge seiner Leser einmischt, ist diese bald los. Die Bürger flüchten einfach in freie Medien ohne Papiertraditionalisten. Blogs (20 €/Monat bei Strato), Twitter, G+, Facebook. Da schmilzt die Macht der Papiertraditionalisten dahin, wenn wenn die Prostituierte in der Politik finden, die die neuen Medien so vernichten sollen, dass sie so wie die Papierwelt früher werden sollen.

    Für die Zensur wird es immer enger. Auch wenn sie in SPD-nahen Kreisen in allen möglichen Schattierungen gerettet werden soll (so wie bei Zypries mit der Verschärfung des Urheberrechtes als Marinotte der Papierindustrie #werhatunsverraten). Es wird keine Mehrheiten mehr geben für Zensur. Weder in Ägypten noch wie vorgeschlagen hier.

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    Martin Oetting

    7. Dezember 2011

    Ich freue mich über die Diskussion. Ich kann leider momentan wegen der Arbeit nicht mitdiskutieren, aber ich melde mich heute abend auch wieder zu Wort.

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    Sascha Stoltenow

    7. Dezember 2011

    @Jan Dark: Danke für den Beweis meiner These.

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    Was für ein

    7. Dezember 2011

    unglaublich scheinheiliger „kritischer“ Artikel, nachdem gestern die Kritik kam, dass Facebook und Google bei D64 im Boot sitzen.

  • Antworten

    Johannes Lenz

    7. Dezember 2011

    Hallo Martin,

    Social Media Plattformen sehe ich als meinungsbildend an, zumindest als Ergänzung zur individuellen Meinungsbildung.

    Denn: Viele greifen nur noch ausgewählt auf das Fernsehprogramm (gemeint sind sowohl traditionelles als auch Webvideo bzw. Web-TV) zu. Und das gilt auch für Nachrichten, die sich eben im Social Web in kürzester Zeit verbreiten (man denke dabei allein an Twitter als Vorreiter der Echtzeit-Kommunikation).

    Das geniale Momentum unserer Zeit ist, das etwaige Zensur durch die Betreiber der Social Media Plattformen gnadenlos von den Nutzern aufgedeckt werden, genauso wie das Fernsehen oder Nachrichten-Produzenten jeglicher Natur unter Beobachtung stehen genauso wie Geheimdienste oder Regierungen usw.

    Und kann sie nachgewiesen werden, hat dies (hoffentlich) Konsequenzen.

    Aber in meinen Augen ist Social Media eben auch eine Frage der Mischung zwischen Offline und Online. Social Media alleine als meinungsbildende Quelle ist mir zu wenig. Ich schätz das Gespräch „Aug in Aug“ oder eine papierene Gazette usw. und dazu die Möglichkeit, in den Kanälen mit anderen darüber zu diskutieren und sich zu engagieren.

    Viele Vereine, Verbände oder Organisationen nutzen Social Media, um das Engagement der Bürger auch dort zu aktivieren bzw. davon zu partizipieren. Und das finde ich gut, sowohl seitens der Bürger als auch seitens der Einrichtungen.

    „Wiederbelebung des bürgerschaftlichen demokratischen Geistes“? War er tot, habe ich mich gefragt, als ich Deinen Schluss las.

    Bei aller berechtigter Kritik an unserer Gesellschaft oder besser unserem individuellen Engagement denke ich nicht, das dies der Fall war. Gerade in jüngster Zeit sind wir Zeugen davon geworden wie auch mittels Social Media Themen die Menschen umgetrieben haben, man sich zusammengeschlossen hat, seine Meinung kundgetan hat usw. Somit glaube ich nicht, dass es um unser bürgerschaftliches Engagement so schlecht steht.

    Dass Facebook, Google+, Twitter & Co. keine Heilsbringer sind, ist für mich klar. Ich bin da recht pragmatisch und dennoch lebe ich in gewisser Weise in bzw. mit ihnen. Ich glaube, mit einer guten Portion gesundem Menschenverstand weiß man aber darin und außerhalb zu differenzieren und festzustellen, was wichtig und was unwichtig ist.

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    Frank Kemper

    7. Dezember 2011

    Mich stört eigentlich nicht besonders, dass die technische Basis des Internet erstens privatwirtschaftlich ist und zweitens auf amerikanischer Technologie basiert. Denn hätten wir ein öffentlich-rechtliches Internet made by Siemens und Alcatel, dann wäre es vermutlich nur ein müder Abklatsch denssen, was wir heute haben. Und es wäre auf jeden Fall bis zur Halskrause durchreguliert. Beweise für meiner These: Btx und Mobilfunk in Deutschland vor der Einführung von GSM.

    Was mich an der US-Dominanz im Internet schon mehr stört, das ist der mehr oder weniger deutlich feststellbare Kulturimperialismus. Wenn ein Content-Vermittler wie Apple aufgrund seiner Marktmacht in der Lage ist, die Produkte deutscher Verlage, die deutschen Gesetzen genügen müssen und sich in unserem Rechtssystem bewegen, nach US-Moralvorstellungen zu zensieren, dann ist was faul im digitalen Staate Dänemark.

    Den Digital Natives ist der Vorwurf zu machen, dass sie offenbar nur ein sehr eingeschränktes Interesse an der Welt haben. Man nehme als Beleg den Buzz, den die Meldung über den lang erwarteten Tod Steve Jobs hervorgerufen hat – verglichen mit Themen wie der arabischen Revolution und der Lage in Japan. Solange sich daran nicht grundsätzlich etwas ändert, gilt wohl weiterhin: Das Leben findet auf der Straße statt – und nicht im Internet.

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    Jan Dark

    7. Dezember 2011

    „Den Digital Natives ist der Vorwurf zu machen, dass sie offenbar nur ein sehr eingeschränktes Interesse an der Welt haben. …. Solange sich daran nicht grundsätzlich etwas ändert, gilt wohl weiterhin: Das Leben findet auf der Straße statt – und nicht im Internet.“

    Das hört sich an wie hanebüchener Unsinn und Kulturimperialismus von frustrierten Alt68ern. Ja, es ist nicht jedermanns Sache, wie Joschka Fischer Steine auf der Straße zu werfen, das Springerhochhaus mit Mollies in Brand zu setzen und was den Digital Alt68ern sonst noch alles Tolles auf der Straße einfiel. Ich kann aber nicht erkennen, wo das Leben auf der Straße einen Wert darstellt.

    Das Zugangserschwerungsgesetz wurde mit der Onlinepetition gekippt, nicht mit Prospektverteilern der Parteien aauf der Straße. Die Altparteien haben versagt, haben vor dem Netz Angst und Panik bekommen und haben sich im Bundestag erdreistet, es zu dulden, dass sich eine Verschwörung von CDU und FDP erdreistet, auf den Vollzug rechtskräftiger Gesetze zu scheissen. Immer noch. Und die SPD schweigt zu dieser Verhöhnung des Parlaments durch die Regierung.

    Das Bashing der „Digital Native“ ist ein rechtsreaktionäres Verharren im Gestern. Ich diskutiere seit 1988 im Netz. Politisch. Zu allen Themen. Was soll da das dumme Gelabere , ich hätte eine eingeschränkte Weltsicht? Ich habe mit mehr Menschen diskutiert, als die ewiggestrigen Prospektverteiler der Altparteien auf den den Straßen.

    Das Spielchen, dass Du mit dem ewiggestrigen Ami-Bashing machst ist ein perverses. Die Betonung des Nationalen im globalen Internet ist dummes Zeug. Es führt nur zu national-sozialen Netzwerken. Braune Suppe.

    Wenn politische Veränderungen im Netz herbeitgeführt werden können, statt mühselig auf der Straße, dann ist das ein Fortschritt. Aber die SPD hat keinen Bock mehr auf Fortschritt. Sie will wie UvdL die Stimmen in den Altersheimen holen, für den Aufwuchs der staatlichen Repression.
    Es gibt kein land auf der Erde, wo so viel gegen das Netz gemosert wird von Verweigerern wie in Deutschland. Seit 25 Jahren tummele ich mich im Netz und jetzt ist der der Gipfel der Staatskunst, dass „Vertrauen“ aufgebaut werden muss. Ein national-soziales Netzwerk aufgebaut werden muss, um dem Antiamerikanismus der Alt68ern zu fröhnen. Man will den jüngeren keine Freiheit gönnen, man will ihnen den Müll von vorgestern aufhalsen.

    Wenn Facebook Scheisse macht, dann müssen wir Facebook an den Eiern. Wie österreichische Studenten. Wie die FTC in USA. Und nicht feige wegrennen und von nationalsozialen Netzwerken träumen.

    Ihr redet die SPD in Grund und Boden. Wo jeder sein leben stattfinden lassen will, muss jedem selbst überlassen sein. Nicht dem großmäuligen Dogma von frustrierten Alt68ern.

    • Antworten

      Martin

      8. Dezember 2011

      Zitat: “ Es gibt kein land auf der Erde, wo so viel gegen das Netz gemosert wird von Verweigerern wie in Deutschland. Seit 25 Jahren tummele ich mich im Netz und jetzt ist der der Gipfel der Staatskunst, dass “Vertrauen” aufgebaut werden muss. Ein national-soziales Netzwerk aufgebaut werden muss, um dem Antiamerikanismus der Alt68ern zu fröhnen. Man will den jüngeren keine Freiheit gönnen, man will ihnen den Müll von vorgestern aufhalsen.“

      Das ist Müll und mal wieder in eine falsche Ecke gestellt. „Den jüngeren keine Freiheit gönnen…“ Was ist den Freiheit? Das Problem des Internets (der Vernetzung allgemein) ist, dass alles kommerzialisiert wird und das immer weniger auf Privatsphäre geachtet und diese respektiert wird. Wenn man sein Haus nicht bei Google haben will – dann wird man ausgelacht. Wenn man bei Facebook nicht registriert ist, dann spricht keiner mehr mit einem. Freiheit endet da, wo man die Freiheit des anderen einschränkt. Das Internet wird aus meiner Sicht überbewertet. Es bringt sicherlich viele Vorteile mit sich, aber man sollte es nur als Werkzeugt sehen und als sonst nichts. Ich ich habe oft den Eindruck – dass manche Zeitgenossen dauraus lieber einen eigenen Planeten draus machen möchte, aus dem Sie nicht mehr wiederkehrten woll – nur das Menschsein findet außerhalb des Internets statt.

      • Antworten

        Jan Dark

        8. Dezember 2011

        „Das Problem des Internets (der Vernetzung allgemein) ist, dass alles kommerzialisiert wird und das immer weniger auf Privatsphäre geachtet und diese respektiert wird. Wenn man sein Haus nicht bei Google haben will – dann wird man ausgelacht.“

        Das ist ganz großer Unsinn. Man konnte noch so viel kostenlos kommunizieren wie heute. Fernsehen für die C64-Generation war viel teurer und ohne Rückkanal. Und dort gab es keine Diskussion wegen dem Schrott von SAT1, RTL usw. Noch nie wurde über Datenschutz und Privacy so viel diskutiert wie heute. Z.T. völlig überzogen. Und wenn man nur Google und Facebook angreift aber bei SWIFT, Fluggastdatenabkommen, VDS, Zugangserschwrungsgesetz schweigt (wo nichts was mit Kommerzialisierung zu tun hat, sondern nur mit repressivem Staat), dann ist man halt unglaubhaft. Wenn Du möchtest, dass Dein Haus von der Straße nicht gesehen wirst, wirst Du zurecht ausgelacht. Mauern haben bei uns keine Persönlichkeitsrechte. Das war in Schilda.

        Ich kann da nichts für, wenn die C64er nicht in der Gegenwart ankommen wollen und lieber mit ihrem Alt68er Gedöns kuscheln wollen, aber man sollte nicht so blöd sein, dass alle anderen das auch wollen.

        Noch ein Hinweis für die SPDler unter Euch zur Privatsphäre: Es war Otto Schily, SPD, der von SPD-Seite die Verhandlungen für den großen Lauschangriff führte. Er setzte durch, dass das eheliche Schlafzimmer bei Denunziation eines Nazi-V-Manns von der Polizei belauscht werden darf, ohne richterliche Genehmigung bei „Gefahr im Verzuge“. Wer solche Leute in seinen Reihen hat, sollte sich nicht lauthals über den Niedergang der Privatheit klagen, sondern handeln. Die Krokodilstränen überzeugen nicht.

  • Antworten

    Martin

    12. Dezember 2011

    Zitat: „Das ist ganz großer Unsinn. Man konnte noch so viel kostenlos kommunizieren wie heute. Fernsehen für die C64-Generation….“
    Na dann schauen wir doch mal an was heute in den Foren usw. diskutiert wird? Mal abgesehen von ein paar wirklich guten Blogs – ist die Diskussion z.B. Facebook alles andere als toll. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.

    Zitat: „Wenn Du möchtest, dass Dein Haus von der Straße nicht gesehen wirst, wirst Du zurecht ausgelacht. Mauern haben bei uns keine Persönlichkeitsrechte. Das war in Schilda.“
    Genau das meine ich – fehlender Respekt vor den Menschen, die eben das Bedürfnis haben, manche Dinge eben nicht in die Welt zu tragen und zu veröffentlichen. Mauern haben keine Persönlichkeitsrechte, aber die Menschen, die hinter den Mauern wohnen und das wird immer wieder vergessen. Und sich über den Wunsch hinwegzusetzen keine Bilder zu veröffentlichen ist mindestens mangelnder Respekt und fehlende Achtung. Und das Sammlen von Biometrischen Daten (Facebook und co) ohne Rückfrage – ist einfach eine Frechheit. Aber machen wir uns keine Hoffnung – es wird noch schlimmer kommen – und dann werden sich manchen Menschen erschrocken umschauen wie gläsern sie geworden sind und was man mit Daten alles machen kann.

    „Ich kann da nichts für, wenn die C64er nicht in der Gegenwart..“ Die C64er sind schon in der Gegenwart angekommen – nur sie gehen damit ein Stückweit weiser um, wenn Sie nicht alles an Daten in die Welt pusten.

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