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Themen, Thesen und täglich ein Ticker: der D64 Jahresbericht 2015

D64 versteht sich als progressiver Think Tank, der über das reine Nachdenken hinaus auch politische Veränderungen erreichen will. Als Kompass für die inhaltliche Ausrichtung fungieren dabei die Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, die es vor dem Hintergrund der Digitalisierung zu aktualisieren gilt.

Cover des D64 Jahresberichts 2015

Cover des D64 Jahresberichts 2015

Obiges Zitat stammt aus dem D64-Mission-Statement. Wie jedes Mission-Statement ist es vollmundig und auf die Zukunft gerichtet. In diesem Jahresbericht von D64 geht es hingegen vor allem darum, wie wir als gemeinnütziger Verein versucht haben, unseren eigenen Ansprüchen, Zielen und Ideen gerecht zu werden.

Getragen und finanziert wird die Arbeit von D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt e. V. dabei fast aussschließlich durch Beiträge seiner Mitglieder, sei es in Form von ehrenamtlichem Engagement, in Form von Mitgliedsbeiträgen und Spenden oder durch Facebook-Likes, Retweets und Teilnahme an Veranstaltungen.

Der vorliegende Jahresbericht soll deshalb auch gegenüber unseren Unterstützerinnen und Unterstützern Rechenschaft ablegen, die dabei mitgeholfen haben, dass die hier beschriebenen Aktivitäten öffentliche Aufmerksamkeit und, in manchen Fällen, auch politisch-gesellschaftliches Gehör gefunden haben. Auch wenn das netzpolitische Jahr 2015 keineswegs nur erfolgreich war – die Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung lässt grüßen.

In diesem Sinne wollen wir uns hiermit für die bisherige Mithilfe bedanken und bitten darum, uns weiterhin als Mitglied, als Spenderin oder als Sympathisant zu unterstützen.

2016 wird unser Jahr!

Nico Lumma und Valentina Kerst
Vorsitzteam von D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt e. V.

PDF-Download des D64 Jahresberichts 2015

Gastbeitrag: Das Volk der Dichter und Denker und die Informatik

Autor: Ludger Humbert, Bergische Universität Wuppertal, Didaktik der Informatik

Da leben wir in einer Welt, die sich immer weiter von unserer dinglichen
Vorstellung entfernt.
Da glauben wir ernsthaft, dass wir mit einem hexadezimalen Bildungspluralismus
den Anforderungen an die Zukunft unserer Kinder erfolgreich begegnen.

Heute entscheiden eben nicht mehr Kohle, Stahl, Elektronik, Chemie,
sondern Strukturen, die die Prozesse kontrollieren.
Diese Strukturen werden durch Informatikmittel und Informatiksysteme
realisiert.

In wenigen Jahren schon wird nicht mehr die Automarke, sondern das
Betriebssystem des Autos entscheiden, also werden wir nicht mehr fragen:
»Welches Auto fährst Du?« sondern »Welches Betriebssystem hat Dein Auto?«.

Schulfächer, die Schüler befähigen, eine durch Erwerbstätigkeit auch finanziell
erfolgreiche Zukunft gestalten zu können, gelten nach wie vor als fragwürdig.
Diese Sicht werden wir überwinden.

Informatik ist mit ihren Denkweisen überall angekommen, ja – sie hat bereits
übernommen: jede Regung, jede Arbeit, jede Form menschlicher Äußerungen wird
mit informatischer Modellierung abgebildet in Denkzeuge:
Apps, Gadgets, Informatiksysteme, …

Informatische Mündigkeit, Informatische Selbstbestimmung, Informatische
Aufklärung, … – Fehlanzeige.

Ändern wir dies! Stellen wir die Informatische Aufklärung in das Zentrum der
Bildungsbemühungen. Alle Lehrkräfte, alle Erzieher*innen – ja ALLE – müssen
informatisch gebildet sein. Nur dann können sie die Werkzeuge der Informatik
verantwortlich in Bildungsprozessen einsetzen.

Alle Schülerinnen und Schüler müssen informatisch gebildet werden.
Nur dann können sie die Werkzeuge der Informatik verantwortlich in ihrem
Leben einsetzen.

Die Ausgestaltung der informatischen Bildung umfasst immer die Ermöglichung
der informatischen Modellierung, spricht, die Erzieher*innen, die Lehrkräfte
und die Schüler können damit alle auch programmieren – und zwar nicht in
abgeschlossenen Umgebungen, sondern sie können selbst Funktionen von
Informatiksystemen erweitern, ändern, anpassen – und eben nicht nur den
Bildschirmhintergrund ändern.

Wie wir uns das für die Schule vorstellen, ist in den Empfehlungen für
Bildungsstandards Informatik der Gesellschaft für Informatik dargestellt.
Wie wir das in der Lehrerbildung umsetzen, zeigen wir regelmäßig in der
Ringveranstaltung Informatik im Alltag.

Gastbeitrag: Zehn Thesen zu einem zeitgemäßen Informatikunterricht

von Sven Alisch und Prof. Dr. Norbert Breier.

Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien prägen die Lebenswelt junger Menschen nachhaltig und verlangen neue, weitreichende Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien und informationsverarbeitender Technik. Sie sind sowohl für den Einzelnen zur Lebensbewältigung und gesellschaftlichen Partizipation als auch für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland von zentraler Bedeutung.

Die CDU, CSU und SPD haben deshalb folgerichtig im Koalitionsvertrag die Absicht verankert, „einen zeitgemäßen Informatikunterricht ab der Grundschule“ zu fördern und „nach dem Vorbild der Eliteschulen des Sports mit den Ländern Gespräche aufzunehmen, um die Einführung von Profilschulen IT/Digital mit dem Schwerpunktprofil Informatik“ anzuregen.

Was aber ist ein zeitgemäßer Informatikunterricht?

In den folgenden zehn Thesen wollen wir dazu unsere Positionen darlegen und so den Findungsprozess unterstützen. Wir erheben dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern wollen vielmehr zum Nachdenken über zeitgemäßen Informatikunterricht anregen. Weiterlesen

D64 kritisiert IT-Gipfel, unterstützt aber zentrale Forderungen

D64 äußert deutliche Kritik am bevorstehenden IT-Gipfel in Essen. Statt Ergebnisse zu liefern und das Bewusstsein der Politik für Themen der digitalen Gesellschaft zu schärfen, bleibt der IT-Gipfel seit Jahren hinter der eigenen Selbstwahrnehmung zurück.
Valentina Kerst, Vorstandsmitglied des D64 erklärt dazu: “Der IT-Gipfel präsentiert keine Lösungen. Vielmehr erfolgt seit Jahren nur ein Schaulaufen der Kanzlerin, die wirklichen Probleme in Deutschland werden nicht angegangen.

Insbesondere des Glasfaserausbau geht in Deutschland noch zu zögerlich voran. So fällt Deutschland nach einer aktuellen Studie bei den (relativ) vorhandenen Glasfaseranschlüssen sogar hinter Rumänien zurück. Andere Studien zeigen aber deutlich, wie wichtig gerade für Unternehmen der Zugang zu schnellem Internet für die Sicherstellung der eigenen Konkurrenzfähigkeit ist. Geschwindigkeiten von weniger als 50 MBit/s sind aber für viele Unternehmen nicht schnell genug.
Der Zugang zu schnellem Internet muss zudem Grundrecht in einer modernen Gesellschaft wie Deutschland sein und ist Voraussetzung der Zugang zu Wissen und Bildung und damit maßgeblicher Bestandteil einer gesunde Demokratie. Netzanbieter müssen dazu verpflichtet werden, flächendeckende Anbindung an High-Speed Netze zu gewährleisten. Gegebenenfalls muss diese Infrastruktur aus staatlichen Mitteln erstellt und durch Nutzer bzw. Provider refinanziert werden.
Valentina Kerst: “Investitionen in die Infrastruktur sollten sich an zukünftigen Möglichkeiten orientieren und nicht an Bandbreiten, die in den 90er Jahren erstrebenswert waren!

Mit Sorge beobachtet D64 auch den zunehmenden Fachkräfte-Mangel in der deutschen IT-Branche. In den nächsten Jahren werden tausende junge, motivierte und gut ausgebildete Menschen fehlen, die Deutschlands IT-Branche eine Spitzenposition im internationalen Vergleich sichern könnten. Doch anstatt dieses Problem anzugehen, verharrt die deutsche Bundesregierung hier in einer Wartestellung und verpasst das Stellen wichtiger Weichen.
Valentina Kerst: “Während Estland “Programmierung” als Schulfach ab der dritten Klasse einführt, passiert in Deutschland nichts. Die Bundesregierung sieht tatenlos zu und verschläft den derzeit stattfindenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel offenbar.
D64 unterstützt daher die Forderung des BITKOM, vor allem junge Frauen für die IT-Branche zu gewinnen und den Zuzug ausländischer Fachkräfte zu vereinfachen.