Über 100 Gliederungen der SPD sprechen sich vor dem Parteikonvent gegen eine Vorratsdatenspeicherung (VDS) aus. Der Musterantrag der SPD-nahen Denkfabrik D64, Zentrum für digitalen Fortschritt e.V. wird inzwischen auch von einflussreichen Bundes- und Landespolitikern unterstützt. Auf Kritik stößt dabei insbesondere der offensichtliche Alleingang der Parteispitze.
Die Eile mit der Sigmar Gabriel und Heiko Maas das Gesetz durch den Bundestag jagen wollen ist aus Sicht von D64 unverständlich und ein Schlag in das Gesicht der Parteibasis. Die massenhafte Unterstützung des Musterantrags von D64 zeigt, wie umstritten das Thema in der Partei ist. Was wir jetzt brauchen ist nicht Hektik, sondern eine ergebnisoffene Evaluation des Referentenentwurfs. Diese muss sich an einem Votum des Parteikonvents über den Antrag orientieren.
Dabei berufen sich die Parteirebellen auf ein Zitat von Willy Brandt
“Deutsche Sozialdemokraten dürfen Kränkungen der Freiheit nie und nimmer hinnehmen. Im Zweifel für die Freiheit.”
106 Gliederungen der SPD haben den Musterantrag von D64 gegen die Wiedereinführung der VDS bei der Antragskommission der Partei eingereicht. Dazu gehören der Landesverband Sachsen, mit Dortmund der größte Unterbezirk der Partei sowie die einflussreichen Unterbezirke Bonn, Aachen und Münster. Auch der Juso-Bundesverband unterstützt den Antrag von D64.
“Eine Vorratsdatenspeicherung ist schlichtweg unverantwortlich. Die Bundesregierung scheint nichts aus den Urteilen des Europäischen Gerichtshofs und des Bundesverfassungsgerichts gelernt zu haben”, so Valentina Kerst, Co-Vorsitzende von D64.
“Der Nutzen einer Vorratsdatenspeicherung ist bis heute nicht erwiesen und nicht mehr als eine fixe Idee der Sicherheitspolitiker”, so Nico Lumma, Co-Vorsitzender von D64. “In Frankreich und Dänemark gibt es die Vorratsdatenspeicherung, die letzten Terroranschläge konnte sie nicht verhindern.”
Auch in der Bundestagsfraktion der SPD wächst der Widerstand gegen die Pläne der Bundesregierung. So hat sich der netzpolitische Sprecher der Fraktion, Lars Klingbeil, bei der VDS klar gegen Gabriel und Maas positioniert. Bürger anlasslos und massenhaft zu überwachen sei mit ihm nicht machbar, erklärte er bereits auf dem netzpolitischen Abend der Partei in Berlin am 5. Mai.