Skip to content

Code of Conduct Demokratische KI: Zweites Treffen zum Schwerpunkt KI und Gerechtigkeit

Am 12. und 13. November 2024 trafen sich Vertreter:innen aus 30 Organisationen in Berlin, um die Arbeit an unserem Projekt Code of Conduct Demokratische KI fortzusetzen. Nachdem unser Auftakttreffen im Juni in Halle (Saale) das Thema KI und Freiheit...
Gruppe der Projektteilnehmenden in Berlin
Foto: D64/Fionn Große

Am 12. und 13. November 2024 trafen sich Vertreter:innen aus 30 Organisationen in Berlin, um die Arbeit an unserem Projekt Code of Conduct Demokratische KI fortzusetzen. Nachdem unser Auftakttreffen im Juni in Halle (Saale) das Thema KI und Freiheit behandelte, stand bei diesem Treffen der Zusammenhang zwischen KI und Gerechtigkeit im Mittelpunkt. Ziel des Treffens war neben dem Entwurf des White Papers zum Schwerpunktthema auch die Weiterentwicklung des Code of Conducts, unter anderem durch die Auswahl des Formats und der Prinzipien. 

Inspirierende Beiträge unserer Speakerinnen Anne-Sophie Waag (Wikimedia), Luzie Neyenhuys (Gesellschaft für Freiheitsrechte) und Stina Lohmüller (Beyond AI Collective) haben die inhaltlichen Diskussionen bereichert. 

Code of Conduct: Fokus auf Zugänglichkeit und Prinzipien

Einer der Kernpunkte war die Frage, wie der Code of Conduct gestaltet sein muss, um möglichst viele zivilgesellschaftliche Organisationen anzusprechen. Dabei haben wir uns auf folgende Grundsätze geeinigt:

  • Klarheit und Verständlichkeit: Der Code of Conduct selbst soll kurz und leicht zugänglich sein.
  • Unterstützung der praktischen Umsetzung: Begleitende Materialien, wie Checklisten und konkrete Handlungsempfehlungen, sollen Organisationen dabei unterstützen, den Einsatz von KI kritisch zu begleiten.
Diskussion zum Thema Gerechtigkeit und KI

Diskussion zum Thema Gerechtigkeit und KI: D64/Fionn Große

Außerdem haben wir acht zentrale Prinzipien definiert, die künftig als Orientierung dienen sollen. Diese möchten wir künftig in einem Kreis anordnen, um ihre Gleichwertigkeit und die Verbindungen untereinander zu visualisieren:

  • Zu Beginn jeder Nutzung von KI sollte eine generelle Abwägung stehen: Welches Problem soll gelöst werden? Welche Beiträge könnte KI bei der Lösung leisten? Welche Konsequenzen könnte dies haben? 
  • Anti-Bias/Diskriminierung: KI sollte aktiv gegen Diskriminierung und Vorurteile wirken und so weit wie möglich Verzerrungen in Datenbasis und Output minimieren.
  • Transparenz: Prozesse, Daten und Entscheidungswege sollten intern und extern nachvollziehbar sein.
  • Partizipation/Teilhabe: Nutzende und Betroffene sollten in Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse eingebunden werden.
  • Menschenzentrierung: Der Mensch bleibt stets im Mittelpunkt, auch die Perspektiven von Nicht-Nutzenden müssen miteinbezogen werden.
  • Kompetenzen: Wissensvermittlung, Schulungen und Erfahrungsaustausch sind Voraussetzung für eine verantwortungsvolle KI-Nutzung.
  • Verantwortung: Klare Zuständigkeiten für KI-Anwendungen und ihre Auswirkungen sind entscheidend.
  • Nachhaltigkeit: Der Einsatz von KI-Anwendungen muss ökologische und soziale Nachhaltigkeit berücksichtigen.

Diese Prinzipien wollen wir noch stärker konkretisieren und greifbarer machen. Uns ist außerdem bewusst, dass sie nicht abschließend sind – sie sollen jedoch für eine breite Zivilgesellschaft nutzbar sein.

Schwerpunkt KI und Gerechtigkeit

Unser Schwerpunkt zu KI und Gerechtigkeit wurde zunächst durch eine Paneldiskussion mit drei Expertinnen beleuchtet: 

  • Anne-Sophie Waag sprach über die Herausforderungen beim Zugang zu KI und diskutierte, wie Barrieren abgebaut werden können.
  • Luzie Neyenhuys beleuchtete die rechtlichen Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft. 
  • Stina Lohmüller thematisierte algorithmische Diskriminierung und die Organisationsentwicklungsprozesse, die für einen reflektierten Einsatz von KI notwendig sind.

Auch die gemeinsamen Diskussionen im Anschluss zeigten, wie eng technologische, rechtliche und gesellschaftliche Fragestellungen miteinander verknüpft sind.

Teilnehmende des Treffens diskutieren in Berlin

World Café mit den Projektbeteiligten: D64/ Ulrich Berger

Auf Basis dieser Diskussionen haben wir das White Paper zum Thema KI und Gerechtigkeit geplant, das im Frühjahr 2025 erscheinen soll. Es wird drei zentrale Thesen behandeln:

  1. KI und Zugang: Wie schaffen wir gleichberechtigten Zugang zu KI?
  2. Literacy und KI-Kompetenzen: Welche Fähigkeiten und welches Wissen benötigen wir, um KI kritisch bewerten und sinnvoll nutzen zu können?
  3. Diskriminierung: Wie verhindern wir, dass KI bestehende Ungleichheiten und Vorurteile verstärkt? 

Das White Paper soll dabei über theoretische Hintergründe hinaus gehen und durch Gastbeiträge, praxisnahe Hilfestellungen, und eine Checkliste auch die praktische Umsetzung von Gerechtigkeit stärken. Gemeinsam mit dem bereits veröffentlichten White Paper zum Schwerpunkt Freiheit und dem für 2025 geplanten White Paper zu Solidarität, möchten wir so den Einsatz von KI im Einklang mit gesellschaftlichen Grundwerten fördern. 

Vernetzung für eine starke Zivilgesellschaft

Das Treffen hat erneut gezeigt, wie wichtig der Austausch zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen ist. Angesichts bestehender Machtasymmetrien können unsere Stimmen im Diskurs zu leicht überhört werden. Nur durch ein gemeinsames Verständnis und kollektives Handeln können wir den Einsatz von KI im Sinne des Gemeinwohls gestalten.

Wie geht es weiter?

Auf Grundlage der Diskussionen während des Treffens werden wir die Ergebnisse weiter vertiefen. Die Arbeit zum White Paper KI und Gerechtigkeit fokussiert sich in diesem Jahr auf die konkrete Ausgestaltung der Thesen und die Koordination von Gastbeiträgen. Besonders wichtig bleibt uns, auch bei der weiteren Gestaltung des Code of Conduct, ein co-kreativer Prozess, um möglichst viele Perspektiven einzubeziehen. Daher freuen wir uns auch besonders über Feedback und Anregungen. 

Wir danken allen Teilnehmenden und besonders auch den Speakerinnen für ihre Beiträge und freuen uns auf das nächste Treffen in Köln im April 2025!

Auch Interessant

Portraitbild von Henning Tillmann. "Eine zielorientierte, ressortübergreifende Zusammenarbeit ist die notwendige Bedingung für eine erfolgreiche Digitalpolitik." – Henning Tillmann

Digitalstrategie muss zu einer echten Strategie werden

Der Beirat Digitalstrategie der Bundesregierung hat am Mittwoch, 11. Dezember 2024, seinen Abschlussbericht veröffentlicht. Henning Tillmann, ehemaliger Co-Vorsitzender des Vereins, war Vertreter von D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt.
weiterlesen
D64-Mitglieder auf der Superklausur 2024. Bild: D64/Fionn Große

Neuer Vorstand, neue Ideen: Das war unsere Superklausur 2024!

Auf der dreitägigen Superklausur 2024 in Erkner hat D64 einen neuen Vorstand gewählt: Erik Tuchtfeld und Svea Windwehr bleiben Co-Vorsitzende, verstärkt durch ein starkes Team. Neben der Wahl standen Diskussionen mit Saskia Esken und eine kritische...
weiterlesen