Am 17. und 18. Juni 2024 fand in Halle (Saale) und online das erste Treffen unseres neuen Projekts Code of Conduct Demokratische KI statt. Insgesamt waren 34 Organisationen vertreten, darunter Wohlfahrtsverbände, Vereine und Social Start-ups, die zu unterschiedlichsten Themen arbeiten. Ob Digitalisierung, Naturschutz, Feminismus, Antidiskriminierung, Demokratie, Bildung, soziale Arbeit oder Sport – wir hatten verschiedenste Perspektiven dabei.
Das erste Treffen hatte zum Ziel, uns kennenzulernen, Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit zu schaffen und Bedarfe für den geplanten Code of Conduct zu sammeln. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der konkreten Arbeit am Whitepaper zum Thema „KI und Freiheit“.
Ziele des Code of Conducts
Diskussion im Plenum D64/Johann Lensing
Auf dem Treffen haben wir Ziele und Zielgruppen des Code of Conducts diskutiert. Der Code of Conduct soll als Leitfaden für Entscheider:innen dienen, ob und wie KI in der Zivilgesellschaft eingesetzt werden sollte und so die ethische und verantwortungsvolle Nutzung von KI in der Zivilgesellschaft sicherstellen.
- Er soll vielfältige Perspektiven, Bedürfnisse und Erfahrungen berücksichtigen;
- KI als Unterstützung, zum Beispiel für repetitive Aufgaben und Datenanalysen, aber nicht als Lösung für gesellschaftliche Probleme betrachten
- und Klarheit und Transparenz über die Stärken und Schwächen von KI-Anwendungen sicherstellen.
Arbeitsdefinition von KI
Außerdem haben wir verschiedene Definitionen von KI diskutiert und uns zunächst an der Definition der UNESCO orientiert. Folgende Arbeitsdefinition werden wir nutzen:
Systeme der Künstlichen Intelligenz sind in der Lage, Daten und Informationen auf eine Weise zu verarbeiten, die menschlichen Denkprozessen ähnelt oder diese nachzuahmen scheint. Dies beinhaltet Aspekte des Denkens und Lernens, der Wahrnehmung, Vorhersage, Planung oder Steuerung.
UNESCO
Whitepaper „KI und Freiheit“
Diskussion zu KI und Freiheit D64/Johann Lensing
Wir haben zudem zum ersten Whitepaper KI und Freiheit gearbeitet. Die Whitepaper sollen einen verständlichen Einstieg in ein komplexes Thema bieten, Wissen zusammentragen und Praxisempfehlungen geben. Im ersten Whitepaper wollen wir beschreiben, wie die Zivilgesellschaft das Thema KI konstruktiv angehen kann, um Freiheit zu gewinnen und nicht zu verlieren. Wir haben zu unterschiedlichen Freiheitsbegriffen diskutiert.
- Freiheit ist Selbstbestimmung, Wahlfreiheit und die Abwesenheit von Zwang.
- Für die Zivilgesellschaft können neue Freiheiten für die freie Entfaltung von Kreativität und Exploration entstehen.
- Freiheit ist eng an Bildung und die Möglichkeit informierter Entscheidungen und gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen geknüpft.
- Freiheit muss auch Grenzen haben, wenn sie die Rechte und Freiheiten anderer einschränkt.
Während diese Beispiele eher positive Freiheiten darstellen (also die Freiheit, etwas zu tun), haben wir auch über negative Freiheiten (die Freiheit von etwas) diskutiert und sind so auf zahlreiche Risiken von KI gestoßen.
- Manipulation und Fehlinformationen: KI kann Entscheidungen beeinflussen, Informationsflüsse manipulieren und Fehlinformationen verbreiten, was die Entscheidungsfreiheit und persönliche Autonomie beeinträchtigt.
- Zensur und Überwachung und Datenmissbrauch: KI kann zur Zensur und Überwachung eingesetzt werden, was Meinungsfreiheit und Privatsphäre gefährdet.
- Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit: KI kann bestehende Ungleichheiten verstärken und vulnerable Gruppen diskriminieren, was auch zu ungleichem Zugang zu Ressourcen führen kann.
- Abhängigkeiten: Abhängigkeiten von KI-Dienstleistern können Freiheiten von Organisationen langfristig einschränken.
- Ressourcenverbrauch: Der hohe Ressourcenverbrauch von KI, einschließlich CO₂-Ausstoß und Wasserverbrauch, kann indirekt die Freiheit beeinträchtigen.
Wie geht’s weiter?
Im Anschluss an das erste Treffen werden die Arbeiten am Whitepaper fortgesetzt und der Code of Conduct weiter strukturiert und auf die Zielgruppen abgestimmt. Die Ergebnisse werden in weiteren Treffen und auf Konferenzen präsentiert und diskutiert, um den Prozess möglichst zugänglich und co-kreativ zu gestalten.
Übersicht zu den geplanten Veröffentlichungen des Projekts